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Ansicht
Diese Kassetten sind relativ
günstig im Fotofachhandel zu erstehen. Sie gibt es in allen
deutschen Planfilmformaten wie 9 x 12 cm, 13 x 18 cm 18 x 24
cm oder in den englischen Formaten 4 x 5 inch, 5 x 7
inch usw. Sie müssen passenden Film verwenden, d.h. 9x12
Film passt nicht in eine 4x5inch-Kasette und umgekehrt. Praktisch
sind die genormten Wechsel-Kassetten mit beidseitiger
Filmeinlage. Die Filme werden durch Schieber abgedeckt. |
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Der Bauplan für eine 4 x 5
Inch-Kiste
Am Anfang legen Sie das
Filmformat fest. Danach die Brennweite, also den Abstand zwischen
dem Loch und dem Film. Eine spektakuläre Eigenschaft einer
Lochkamera ist die, dass Sie damit extreme Weitwinkel-Konstruktionen
anfertigen können, da die natürliche Grenze jeder Optik hier nicht
gilt. Mein Modell z.B. hat einen Winkel von 125 Grad (Diagonale). Lochkameras
sind absolut verzeichnungsfrei, d.h. was im Motiv gerade ist, ist im
Bild auch gerade. Natürlich vermeiden Sie stürzende Linien nur,
wenn Ihre Lochkamera im Lot waagrecht steht (TIPP: Wenn Sie
Häuser aufnehmen möchten, verschieben Sie einfach das Loch nach
oben).
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Wichtig beim Basteln ist die genaue Passung der rückwärtigen
Kistenwand mit den Planfilmkasetten. Außerdem müssen diese
Kassetten während der Aufnahme an diese Rückwand angepresst werden,
damit kein Licht von der Seite her hineinfällt. Irgendeine Art
Federsystem wird Ihnen schon einfallen.
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Mein Federsystem entlieh ich
mir einer leeren Polaroid-Kasette. Das montierte ich auf
eine Andruckplatte und so ist schneller Filmkassetten-Wechsel
genial einfach. Es sind aber auch Konstruktionen mit
dicken Schaumgummi-Einlagen denkbar.
Den
Schacht für die Kassetten bekleben Sie am Besten mit
schwarzem Filz. Diesen nutzen Sie auch für das innere
des Kastens, um Streuung innerhalb der Kamera zu
unterdrücken.
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Beachten
Sie die Kleinigkeiten
Den Bau der Kamera können Sie "rustikal" gestalten,
aber bei zwei Details ist eine Lochkamera ein Präzisionsgerät wie
jede andere Kamera: Bei der Lichtdichtheit zur Wechselkassette und
beim Loch. Die Standard-Wechselkassetten für Planfilme haben oben am Hals eine
Hervorwölbung, die genau in einen Schlitz in der Ausschnitt-Platte
passen sollte, damit kein Fremdlicht von der Seite auf den Film
fallen kann (Schauen Sie sich mal das Rückteil einer Fachkamera
an).
Das Loch in der vorher schwarz eingefärbten Alufolie erzeugen
Sie mit einer spitzen Nadel. Dabei ist zu berücksichtigen, dass
dieses Loch keinen Grat hat und es unter dem Mikroskop exakt rund
ist (Die Abbildungsfehler durch die Beugung des Lichts am Grat sind
meist höher als die Unschärfe durch das Loch. Wenn Sie also rein zufällig
mal (auf einer Messe) an einem starken Schneide-Laser vorbeikommen, nutzen Sie
die Möglichkeit.
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ist relativ unabhängig vom Filmformat und
hängt einzig und allein von der Brennweite ab. Eine
Lochkamera produziert zwei Abbildungsfehler, die Unschärfe
durch das Loch selbst und die Unschärfe durch die
Beugung des Lichts an der Kante des Lochs. Der
Beugungsfehler wird umso größer, je kleiner das Loch ist
und die Lochunschärfe steigt mit dem Durchmesser. Beide
Fehler überlagern sich gegenläufig. Die besten Resultate
liegen daher in der Mitte beider Fehler. Die nebenstehende
Tabelle enthält praxistaugliche Werte. Aber denken Sie an
den Grat. Der Blendenwert
ermittelt sich aus dem Verhältnis von
Brennweite geteilt durch die Lochgröße. |
Filmformat |
Brennweite |
Loch-Größe |
Blende |
KB
|
50
mm
|
0,35
mm
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143 |
4 x
5 inch
|
60
mm
|
0,4
mm
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150 |
6 x
6 cm
|
90
mm
|
0,5
mm
|
180 |
4 x
5 inch
|
120
mm
|
0,6
mm
|
200 |
4 x
5 inch
|
240
mm
|
0,8
mm
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300 |
Mini
|
10
mm
|
0,1
mm
|
100 |
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Tipp: Eine
Alte Rollfilm-Kamera umbauen
Das technisch größte Problem beim Bau
einer Lochkamera ist die Halterung des
Filmes. Recyclen Sie deshalb doch einfach eine alte Rollfilmkamera.
Gut dafür geeignet sind die so genannten
Balgen-Klapp-Kameras von Ihrer Großmutter. Sie entfernen die Optik, ändern
den eventuell vorhandenen Balgen, setzen ein Loch ein und fertig ist die
transportable Westentaschen-Lösung für 120er Rollfilm. |
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Herkömmliche Belichtungsmesser sind viel
zu unempfindlich und ungenau bei solch langen Belichtungszeiten.
Durch das kleine Loch kommt ja sehr wenig Licht und deshalb muss es
länger wirken, um eine Reaktion auf dem Film zu verursachen.
Außerdem kommt bei langen Belichtungszeiten noch der sog. Schwarzschild-Effekt hinzu: Die Empfindlichkeit eines Filmes sinkt mit
der Belichtungszeit. Deshalb sollten Sie die Lichtstärke ihrer
Kamera in ausgiebigen Vergleichs-Aufnahmen ermitteln.
Dies
geschieht am besten bei gleich bleibender Beleuchtung: Sie belichten
eine Aufnahme 1 Minute lang, eine weitere 4 Minuten, noch eine 16
Minuten und eine vierte 32 Minuten, gleichzeitig messen Sie mit
einem Belichtungsmesser den vorhandenen Lichtwert. Der Loch-Film mit
der richtigen Belichtung entspricht dann diesem Lichtwert.
Jetzt
suchen Sie sich ein Motiv mit niedrigerem Lichtwert (dunkler),
multiplizieren die alte Belichtungszeit mit dem Quotient aus altem
und neuen Lichtwert und belichten eine zweite Reihe (immer Faktor
4). Irgendwann haben Sie eine Tabelle, bei der Sie bei jedem
Lichtwert eine dazugehörige Belichtungszeit erhalten. Dies gilt natürlich
nur für das getestete Filmmaterial.
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Lichtwert |
Belichtungszeit |
20 |
1 sec |
10 |
30 sec |
9 |
1,5 min |
8 |
4 min |
7 |
11 min |
6 |
26 min |
5 |
1,3 Std |
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Die Lichtwerte-Tabelle
Herkömmliche Belichtungsmesser zeigen auch
so genannte Lichtwerte an. Meist reicht die Skala von -1
bis +25. Ein Lichtwert höher entspricht der doppelten
Menge Licht. Fertigen Sie sich eine Tabelle an, aus der Sie
die reale optimale Belichtungszeit aufgrund der Anzeige ihres
Belichtungsmessers entnehmen können (und kleben Sie sich diese
auf die Rückseite der Kiste). Aber messen Sie sich
nicht tot, schließlich soll die ganze Sache Spaß machen und
eine solche Technik birgt immer spannende Überraschungen in
sich. Genießen Sie die doch einfach.
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© GAMB
Cross-Media-Design / 1997 - 2003 /
Autor: Manfred Baierl, Dipl.-Des.,
studierte in Mainz, Amsterdam und Montréal Visuelle Kommunikation, seit 1983 Künstlerischer Leiter
von GAMB Cross-Media-Design in Frankfurt am Main. |
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